Gestalten in der Friedenskirche den ökumenischen Gottesdienst zur Karwoche in
plattdeutscher Sprache (v. li.) Eberhard Holz, Pfarrer Hans Overkämping,
Gertrud Ritter, Elisabeth Heckmann (Waltrop) und Schifferseelsorger Horst
Borrieß. Foto: Rottmann
„Herr, du erforschest mich und kennest mich (…) Denn siehe, es ist kein Wort
auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht alles wissest…“ Der Beginn des Psalmes
139 aus der Bibel wird in Pfarrer Hans Overkämpings ganz besonderer Predigt
zum schlicht und einfach gestrickten „Hiär, du kennz mi van binnen und van
buten.“
Zwei Jahre funktioniert die älteste evangelische Kirche Dattelns, die
Friedenskirche am Schiffshebewerk, jetzt als Schifferkirchen und zum zweiten
Mal traf sich dort am Gründonnerstag auf Initiative der Heimatvereine Datteln
und Waltrop eine große Anzahl Christen aus der Kanal- und der Hebewerkstadt
zum ökumenischen Gottesdienst in der Karwoche. Der evangelische Schifferpastor
und Hausherr Horst Borrieß lässt keinen Zweifel daran: „Das ist schon eine
Tradition.“ Und er spannt den Bogen weiter: „Das passt hierher, denn was wäre
die Schifffahrt ohne Tradition.“
Tradition ist es auch – und das nicht erst seit zwei Jahren – dass St. Josef-
Chef Hans Overkämping die Worte der Bibel bei solcher Gelegenheit in
westfälischem Plattdütsk verkündet und interpretiert. Da wird die Fußwaschung
Jesu im Evangelium dann schon mal zum „Quanten wasken“ und der ökumenische
Gedanke auf den einfachen Nenner gebracht: „Du büs nich allein, du büs ganz
wertvoll, Guott kennt di met alle diene gueden Sieden un met all diene Macken,
un wi all binein sin dä eine Kerke.“ Jeder Mensch habe so seine kleinen
Geheimnisse, und die berühmte Frage „hiäst all hört“, fördere Anderes zutage,
je nachdem wie sie der Fragesteller betone. Elisabeth Heckmann ist beim
Heimatverein Waltrop für die Pflege des Plattdeutschen zuständig. Im Wechsel
mit den Dattelnern Gertrud Ritter, Eberhard Holz und Jürgen Rottmann steuerte
sie Fürbitten in „Moadersproke“ zum Gottesdienst bei.
Mit Versen zur „heiligen Woche“ von Johanna Grothuesmann hatten Gertrud Ritter
und Elisabeth Heckmann die Feier eingeläutet. Bernhard Heckmann, Clemens
Burbaum und Heinz Sandhofe sind – wie viele andere – mit dem Fahrrad aus
Waltrop „die paar Meter über die Grenze“ nach Datteln gekommen und stehen nach
Schluss des Gottesdienstes noch zusammen: „ Solch ein Gottesdienst ist eine
tolle Sache. Das steht mitten im Leben. Form, Sprache und Inhalt passen
prächtig. Diese Geistlichen gehen auch sonst auf die Gottesdienstbesucher zu.
Nicht nur speziell bei diesem Ereignis am Gründonnerstag.“