100 Jahre, das ist eine lange Zeit. Für Kinder geradezu unvorstellbar lang. Und so ging gestern Morgen ein Raunen durch die Menge, als Gertrud Ritter erzählte, dass das Gebäude der Meckinghover Grundschule so alt ist. Nachzulesen ist das auf der Zeittafel, die der Plattdeutsche Sprach- und Heimatverein erarbeitet hat.

20 dieser Tafeln hat die Vorsitzende bereits im Stadtgebiet eingeweiht, aber noch nie vor einem so großen Publikum. 210 Mädchen und Jungen stehen auf dem Hof und lauschen den Ausführungen zu der wechselvollen Geschichte ihrer Schule – der ältesten noch stehenden Schule in Datteln.

Die erste Schule in Meckinghoven wird 1750 auf dem Hof Vehling erbaut. „Das ist hier gleich nebenan“, zeigt Gertrud Ritter aufs Nachbargrundstück. Und sie erzählt, dass damals im Winter doppelt so viele Kinder die Schulbank drückten als im Sommer. Warum? Das wissen die Grundschüler: „Im Sommer mussten die Kinder auf den Feldern arbeiten“, ist die prompte Antwort.

Gertrud Ritter berichtet weiter. 1899 wird ein Teil des heutigen Gebäudes errichtet. Die zwei Klassenräume sind schnell zu klein. Die Zeche nimmt ihren Betrieb auf, und immer mehr Menschen kommen nach Datteln. Die Schülerzahl steigt rapide an und so wird angebaut.

Vieles, was danach passiert, hat Gertrud Ritter mit erlebt: „Ich bin hier zur Schule gegangen. Das war mein Klassenzimmer“. Im Zweiten Weltkrieg waren Soldaten in der Schule untergebracht, in den Bombennächten suchten die Meckinghover Schutz im Schulkeller, sagt sie.

Noch gibt‘s ein paar Jahreszahlen, dann ist man in der Gegenwart. Was passiert 2009? Da gehen die Hände in die Höhe. Dass die Horneburger Schule geschlossen wird und die Kinder aus dem Schlossdorf jetzt auch in Meckinghoven lernen, das wissen die Schüler. Von diesem Ereignis können sie später ihren Kindern und Enkeln erzählen. Aus erster Hand. Wie jetzt Gertrud Ritter.

Aus: Dattelner Morgenpost